Die sogenannten Malergedichte Rose Ausländers speisen sich aus der Tradition des alttestamentlichen Bilderverbots. Nicht nur Gott, auch die Erfahrung der Shoah und des Exils werden mit einem Repräsentationsverbot belegt und durch ein feines Gespinst von Anspielungen umschifft, die auf diffizile Weise kodiert sind. Letztendlich wird die alttestamentliche Verbotstradition in eine eigene Poetologie umgedeutet: Ausländers Gedichte lösen das Bilderverbot ein, indem sie sich das Abbilden versagen. An den Bildern der Moderne des zwanzigsten Jahrhunderts übt die Dichterin ein „sehendes Sehen“ (Imdahl) ein, in dem die Gedichte sich von Abbildung und Identifizierbarkeit abwenden und neue Dimensionen der Wirklichkeit erschließen. In einer anspielungsr...